Dienstag, 8. September 2009

Wir machen blau!

Wir machen blau. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn zwei Chemie-Nieten einen Versuch durchführen, kann das mit einer Katastrophe enden, muß aber nicht.
Die Idee: Textilien mit Waid bzw. Indigo blau zu färben.
Die Versuchanordnung mit folgenden Bestandteilen:
- Textilien (zwei Seidentücher, vier Stränge ungefärbte Sockenwolle)
- Waidpulver (aus Erfurt, schon im Mittelalter ein Zentrum der Blaufärberei)
- Soda
- Natriumhydrosulfit (dient dazu, den Sauerstoff aus dem Wasser zu bekommen, stinkt erbärmlich und ist selbstentzündlich - ist aber erstaunlicherweise nicht explodiert...)
- Holzstäbe zum Umrühren
- ein Einkochtopf
- Gummihandschuhe
- Plastikplane zum Unterlegen (in einer Fremdküche unentbehrlich!)
Mit dem Natriumhydrosulfit im Wasser soll die Temperatur bei 60 Grad konstant bleiben. Wir waren sehr erfreut, dass unser Einkochtopf über ein Thermometer verfügt. Das hat uns auch bereitwillig Auskunft gegeben, wie lange man Preiselbeeren, Spargel oder Kalbfleisch einkochen muß. Über die Wassertemperatur hat es aber nachdrücklich geschwiegen.
Merke: wenn man ins Wasser reinlangen kann, ist es zu kalt, wenn es kocht, ist es zu heiß (denn dann bekommt man Schwierigkeiten mit dem Natriumdings). Wenn es dampft, ist es einigermaßen richtig.
Erster Schritt: 10 g Waidpulver mit 10 g Soda und etwas Wasser zu einem Brei vermischen. Dann den Atem anhalten und vorsichtig 10 g Natriumhydrosulfit einrühren.
Zweiter Schritt: den Brei im heißen Wasser auflösen.
Dritter Schritt: die zu färbenden Textilien eintauchen.
Man sollte aufpassen, dass die Textilien nicht aus dem Wasser ragen, denn sonst tritt durch die Zuführung von Sauerstoff sofort eine Reaktion ein, die Textilien werden blau und das Ganze fleckig.
Die Textilien etwa 30 Minuten in der Färberküpe belassen.
Vor lauter Vorsicht haben wir nicht mehr umgerührt, die blauen Partikel haben sich am Boden des Topfes festgesetzt und unsere Textilien sahen im Wasser eher gelb aus. Wenn man genau hinschaut, kann man auf dem unteren Foto erkennen, dass bei dem Seidentuch links schon ein paar blaue Stellen zu sehen sind, wo die Seide aus der Färberküpe herausgeschaut hat.
Im Hof haben wir dann eine ziemlich abenteuerliche Stellage vorbereitet, viel Plastikplane ausgelegt....
...und dann unsere Textilien aus dem Wasser geholt. An der Luft trat innerhalb von Sekunden ein Farbwechsel von hellgelb über grün nach blau ein.


Nach wenigen Minuten waren alle Seidentücher und Wollstränge blau. Es war genau zu sehen, welche Teile der Textilien im Topf weiter unten lagen, wo sich die Waidpartikel gesammelt hatten, dort sind sie viel dunkler.
Aber es hat funktioniert und es kam ein richtiges Jeans-Blau dabei heraus.
Im Anschluss haben wir dann alles nochmal in kaltem Wasser ausgespült und ich habe meine Stränge zuhause nochmal kurz mit Wollwaschmittel durchgewaschen, damit sie nicht mehr gar so streng riechen.
Jetzt kann ich mir dann mal hellblaue Socken stricken - wenn ich meine Stränge entwirrt und aufgerollt habe.

Dienstag, 1. September 2009

Das Vogtland blüht!

Hereinspaziert!
Das Vogtland blüht. Zumindest auf der Sächsischen Landesgartenschau in Reichenbach. Auf einem ehemaligen Industriegelände nahe am Stadtzentrum wurde eine kleine, aber feine Parkanlage errichtet, die in den nächsten Jahren sicher noch zu einem gemütlichen städtischen Wohnzimmer werden wird.
Mitten durch das Gelände verläuft ein murmelndes Flüsschen, das an den Ufern üppig bepflanzt wurde.
Die Gartenschauanlage liegt an einem Hang, der in die Gestaltung integriert wurde.
Was mit besonders gefallen hat, sind die Farb- und Strukturkombinationen in den Rabatten, seien es Gräser...
...oder schön kombinierte Farbtöne.



Eine eigene Abteilung für Grabgestaltung darf nicht fehlen, das ist der Bereich, den meine Schwiegermutter (im Vordergrund) sofort anläuft ;-)
Passend zum kirchlichen Bereich innerhalb des Landesgartenschaugeländes gibt es einen Schöpfungsweg, der mit der Trennung von Licht und Schatten am 1. Tag beginnt...
...über die Schaffung von Pflanzen und Blumen läuft...
...bis am 6. Tag natürlich die Krone der Schöpfung in Erscheinung tritt ;-))
Ein Blick vom Hang über das Gelände. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tales erhebt sich die Reichenbacher Innenstadt mit der dominanten Stadtkirche.
Am Hang gibt es eine Seilbahn - und offenbar auch fliegende Menschen.
In der Blumenhalle ist eine Kartoffelausstellung zu sehen...
...und ein Modell des Wahrzeichens der Region, der Gölzschtalbrücke.
Im Obergeschoss der Blumenhalle gibt es eine tropische Halle mit vielen Schmetterlingen. Ein großer blauer Schmetterling hat sich auf meinen Kopf gesetzt - das konnte ich nur schlecht fotografieren.
Nach der Besichtigung der Landesgartenschau haben wir uns das vorhin erwähnte Wahrzeichen noch in natura angeschaut, die Gölzschtalbrücke. Sie wurde 1846 bis 1851 für die Eisenbahn aus 35 Millionen Ziegeln gebaut und ist bis heute in Betrieb.
Mein Tip: Hinfahren und Anschauen!!