Sonntag, 15. Juni 2008

In die Schweiz ... des Fußballs wegen!

Was war die Freude groß, als wir vor weit über einem Jahr die Nachricht bekamen, dass wir bei der Verlosung der Ticktes für die Fußball-Europa-Meisterschaft 2008 erfolgreich waren und Karten für ein Spiel in Genf ergattern konnten.
Wir haben die Gelegenheit genutzt und ein paar Tage Urlaub drumherum gebaut. Die Anfahrt haben wir halbiert und einen Stop am Bodensee eigelegt. Auf der Fahrt dorthin ging es zunächst nach Bad Urach ins dortige Schloss mit seinem hübschen Renaissancesaal.
Bei Gewitterregen über die Schwäbische Alb und zur nächsten Station, der verschwenderischen Barockkirche Zwiefalten.
Am zweiten Tag fuhren wir über Zürich und Bern entlang des Juragebirges in den französischsprachigen Teil der Schweiz. Yverdon-les-Bains, am Südufer des Lac de Neuchâtel, hat eine possierliche Innenstadt, eine sehr nüchterne, reformierte Barockkirche...
...und steinzeitliche Menhire, die den Beinamen "Stonehenge der Schweiz" durchaus verdienen.
Nach einer ersten Übernachtung in Genf haben wir uns das Nordufer des Genfer Sees etwas genauer angesehen. Erste Station war das Chateau de Chillon, ein kleines Stück südlich von Montreux. Seine Lage am Wasser an einer schmalen Straße macht deutlich, dass es sich hier um einen seit Jahrhunderten stark frequentierten Handels- und Reiseweg über die Alpen handelt.

In diesem etwas unfreundlichen Keller war zwischen 1530 und 1536 Francois de Bonivard, der Prior von St-Victor in Genf, Gefangener des Herzogs von Savoyen. 1816 hat George Gordon Lord Byron ein etwas sülziges Monumentalgedicht darüber geschrieben, worauf die ganze Gegend furchtbar stolz ist. Dass gleichzeitig eine junge Dame namens Mary, die Gattin des jungen englischen Dichters Percy Shelley, hier in Montreux die Idee zu ihrem Roman "Frankenstein" hatte, ist komischerweise nirgends großartig erwähnt...
Etwas Grünes auf einem der Burgtürme...
Überhaupt scheint das Ostufer des Genfer Sees zur Kreativität anzuregen, denn auch viele Musiker waren und sind immer wieder hier anzutreffen, so zum Beispiel Freddy Mercury, von dem es sogar eine Bronzestatue gibt, oder Deep Purple, deren "Smoke on the water" vom Brand des Casinos von Montreux erzählt.
Wir allerdings haben uns gleich nach Lausanne begegeben, um die Kathedrale zu besichtigen.
Lausanne à pied, Lausanne zu Fuß! Das ist schon kein Scherz mehr, das ist eine Drohung! Lausanne liegt nicht wie Rom auf sieben Hügeln, sondern auf gefühlten 1000 Bergen! Schnell wird einem klar, dass genau hier die beiden Schweizer Landschafträume "Mittelland" und "Alpen" aufeinandertreffen. Ständig geht´s rauf und runter. Ist man aber mal oben, wird man mit Aussicht noch und nöcher belohnt. Irgendwo da ganz hinten ist übrigens der Mont-Blanc.
Immerhin hab ich auf dem Weg nach unten auch eine gut gepflegte Monsterhosta gesichtet ;-)
Von der Kathedrale ein paar grimmig dreinblickende Apostel:
Durchs Mittelland wieder in Richtung Jura, nach Payerne, mit einer eindrucksvollen Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert, die als eines der Hauptwerke der Romanik in der Schweiz gilt.
Ein halbes mal um den Lac de Neuchâtel herum, findet man die Hänge des Juragebirges und dort den Ort Romainmôntier mit seiner romanischen Abteikirche, einem der ältesten und bedeutendsten Saktalbauten der Schweiz. Der Ort drumherum fühlt sich an wie das Dorf in "Chocolat".
Das Innere der Abteikirche St-Pierre et St-Paul:
Zurück in Genf haben wir die monumentalen archäologischen Ausgrabungen unter der Kathedrale besichtigt. Hier beispielsweise der Mosaikfußboden eines frühchristlichen Bischofssitzes.
Ach ja, wir waren ja wegen eines Fußballspiels gekommen. In Genf ist allerdings nur wenig davon zu bemerken. Wir hatten den Eindruck, die Europameisterschaft ist für Genf ein bißchen wie ein Zahnarztbesuch: es muß sein, man erträgt es geduldig, obwohl es ein bißchen unangenehm ist, und ist froh, wenn es vorüber ist.
Mittwoch, Spieltag. Tschechien vs. Portugal, zweiter Spieltag der Vorrunde in der Gruppe A. Die Tschechen kommen. Gottseidank, sonst wäre in der Stadt überhaupt keine Stimmung zu bemerken gewesen. Die tschechischen Fans waren bunt und lustig und hatten ihren Spaß.
Die Anhänger der Portugiesen haben vor dem Stadion für die musikalische Untermalung gesorgt:
Gleich geht´s los! Ich habe mich auf meine böhmischen Wurzeln besonnen und daher haben wir zu den Tschechen gehalten. Leider hat zwar Portugal gewonnen, aber die Tschechen haben es mit großer Fassung ertragen.
Übrigens haben wir durch blanken Zufall in einem Hotel gewohnt, das direkt nebem dem Stadion lag. Um in unser Zimmer zu kommen, mussten wir durch den VIP-Eingang und die Übertragungsmannschaft des ZDF ist im gleichen Hotel abgestiegen.
Irgendwann ist aber auch der schönste Urlaub mal zu Ende und unsere Rückfahrt ging über Fribourg mit obligater Besichtigung der Kathedrale...

...und nach Bern, wo es ja auch ein schönes Münster gibt.
In Bern war die Stadt voller holländischer Fans und endlich war auch etwas Stimmung zu spüren.
Bern selbst ist absolut putzig und wirklich jede Reise wert.

Bevor es nach einer weiteren Zwischenübernachtung am Bodensee dann ganz nach Hause ging, haben wir noch einen Abstecher zur bayerischen Landesgartenschau nach Neu-Ulm gemacht, wo dieses bepflanzte Fiaker-Arrangement aus der Partnerstadt Wien noch zu den wenigen herausragenden Elementen gehörte.
Und beim nächsten Mal gibt´s endlich Rosen!